Pflegeversicherung im Rentenalter abschließen: Tarife mit Vorerkrankungen für Rentner

Lassen Sie uns gleich ehrlich sein: Wer als Rentner noch eine private Pflegeversicherung abschließen möchte, steht vor erheblichen Hürden.

Hohe Beiträge aufgrund des fortgeschrittenen Alters und strenge Gesundheitsprüfungen machen es oft zur Herausforderung, überhaupt einen Pflegeversicherer zu finden, der einen noch aufnimmt. Besonders frustrierend wird es, wenn man bereits die eine oder andere Vorerkrankung mitbringt – was bei Menschen über 65 eher die Regel als die Ausnahme ist.

Trotzdem gibt es durchaus Möglichkeiten, auch im Rentenalter noch eine Pflegezusatzversicherung abzuschließen. Manchmal muss man nur wissen, wo man suchen soll und welche Versicherer bei welchen Krankheiten noch Anträge annehmen. In diesem Ratgeber zeigen wir Ihnen realistische Wege auf, wie Sie trotz Vorerkrankungen noch zu einer Pflegeversicherung kommen können.

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Die größten Hindernisse für Rentner beim Abschluss einer Pflegeversicherung

Das Alter selbst ist bereits das erste große Hindernis. Die meisten Versicherer kalkulieren ihre Beiträge so, dass sie mit dem Eintrittsalter dramatisch ansteigen. Was bei einem 30-Jährigen vielleicht 20 Euro monatlich kostet, kann bei einem 70-Jährigen schnell auf 150 Euro oder mehr anwachsen. Bei vielen Rentnern ist das schlichtweg nicht mehr finanzierbar.

Hinzu kommt die Gesundheitsprüfung. Während jüngere Menschen oft problemlos durch diese Prüfung kommen, haben ältere Menschen fast immer schon gesundheitliche Probleme. Bluthochdruck, Diabetes, Arthrose oder Herzprobleme sind im Alter völlig normal – für Versicherer aber Gründe, einen Antrag abzulehnen oder hohe Risikozuschläge zu verlangen.

Warum Standard-Vergleichsrechner oft versagen

Die meisten Online-Vergleichsportale sind auf jüngere, gesunde Kunden ausgelegt. Gibt man dort ein hohes Alter oder Vorerkrankungen an, bekommt man entweder gar keine Ergebnisse oder nur wenige, sehr teure Tarife angezeigt. Das frustriert viele Rentner so sehr, dass sie die Suche ganz aufgeben.

Dabei ist das ein Fehler, denn es gibt durchaus Versicherer, die auch bei Vorerkrankungen noch Verträge anbieten. Man muss nur wissen, welche das sind und unter welchen Bedingungen sie das tun.

Versicherbarkeit mit Vorerkrankungen – Der große Überblick

Die folgende Tabelle zeigt Ihnen, bei welchen Versicherern Sie trotz bestimmter Vorerkrankungen noch eine Chance haben, eine Private Pflegezusatzversicherung abzuschließen. Diese Informationen basieren auf den aktuellen Annahmerichtlinien der jeweiligen Unternehmen:

VorerkrankungVersichererAnnahmewahrscheinlichkeit / Bedingungen
Bluthochdruck (gut eingestellt)Allianz (Tarif PZTB03)Hoch – meist ohne Risikozuschlag
Arthrose/GelenkproblemeAllianz, Münchener VereinMittel – oft nur mit Ausschlüssen
Diabetes Typ 2 (nicht insulinpflichtig)Münchener VereinMittel – bei HbA1c unter 7,5%
Diabetes Typ 2 (insulinpflichtig)Die meisten VersichererNiedrig – meist Ablehnung
HerzrhythmusstörungenAllianzNiedrig – Einzelfallprüfung
Leichte Depression/AngststörungenAllianzHoch – oft ohne Einschränkungen
Übergewicht (BMI 30-35)HanseMerkur, DebekaMittel – manchmal Risikozuschlag
OsteoporoseMünchener VereinMittel – oft mit Ausschlüssen
Prostatavergrößerung (gutartig)Allianz, DebekaHoch – meist problemlos

Wichtiger Hinweis: Diese Angaben sind Richtwerte basierend auf typischen Annahmerichtlinien. Jeder Fall wird individuell geprüft, und die tatsächliche Entscheidung kann abweichen.

Besonders günstige Konditionen bei bestimmten Krankheiten

Interessant ist, dass manche Versicherer bei bestimmten Vorerkrankungen sogar kulanter sind als andere. Die Allianz Pflegezusatzversicherung beispielsweise nimmt Menschen mit leichten psychischen Erkrankungen oft ohne jede Einschränkung auf, während andere Versicherer hier strikt ablehnen.

Die Münchener Verein Pflegeversicherung wiederum ist bei Diabetes relativ großzügig, solange die Werte stabil sind. Hier lohnt es sich, gezielt bei diesem Versicherer anzufragen, auch wenn andere bereits abgelehnt haben.

Der Pflege-Bahr als letzte Option für Rentner

Wenn alle anderen Wege versperrt sind, bleibt oft nur noch die Pflege-Bahr Versicherung. Diese staatlich geförderte Pflegeversicherung verzichtet komplett auf eine Gesundheitsprüfung. Das bedeutet: Jeder wird aufgenommen, egal welche Vorerkrankungen vorliegen.

Der Pflege-Bahr hat aber auch deutliche Nachteile, über die man sich im Klaren sein sollte:

Die Wartezeit: Fünf Jahre lang gibt es keine Leistungen, außer bei Unfällen. Wer also mit 70 abschließt, erhält erst ab 75 Geld aus der Versicherung. Bei vielen Rentnern ist das zu spät.

Die geringen Leistungen: Maximal 600 Euro monatlich in Pflegegrad 5 sind für die heutigen Pflegekosten ein Tropfen auf den heißen Stein. Eine Pflegetagegeldversicherung leistet oft deutlich mehr.

Keine Beitragsbefreiung: Auch wenn man pflegebedürftig wird, muss man weiter Beiträge zahlen. Das kann gerade bei kleinen Renten problematisch werden.

Der einzige Vorteil: Man bekommt die staatliche Förderung von 60 Euro pro Jahr, und man hat überhaupt eine Versicherung. Für manche Rentner ist das immer noch besser als gar nichts.

Welche Versicherer bieten Pflege-Bahr an?

Fast alle großen Versicherer haben Pflege-Bahr-Tarife im Angebot. Besonders zu empfehlen sind:

Die Beiträge unterscheiden sich kaum, da die Leistungen gesetzlich vorgegeben sind. Wichtiger sind hier die Bedingungen im Kleingedruckten.

Checkliste: Lohnt sich der Abschluss für mich als Rentner noch?

Bevor Sie als Rentner eine Pflegeversicherung abschließen, sollten Sie ehrlich folgende Fragen beantworten:

Finanzielle Situation:

  • Kann ich die Beiträge auch bei Erhöhungen langfristig zahlen?
  • Habe ich bereits ausreichend Vermögen für den Pflegefall angespart?
  • Würde meine Rente plus gesetzliche Pflegeleistungen für eine Grundversorgung reichen?

Gesundheitszustand:

  • Sind meine Vorerkrankungen so schwerwiegend, dass eine Pflegebedürftigkeit absehbar ist?
  • Bin ich noch so fit, dass ich wahrscheinlich mehrere Jahre gesund bleibe?
  • Gibt es in meiner Familie häufig Pflegefälle?

Lebenserwartung und Pflegerisiko:

  • Wie hoch schätze ich mein persönliches Pflegerisiko ein?
  • Würde ich im Pflegefall lieber zu Hause oder im Heim versorgt werden?
  • Haben meine Kinder die Möglichkeit und den Willen, mich zu pflegen?

Faustregel: Sind Sie über 75, bei schlechter Gesundheit und haben wenig Vermögen, lohnt sich meist nur noch der Pflege-Bahr. Sind Sie unter 70, noch relativ fit und haben ein mittleres Einkommen, kann sich auch eine normale Pflegezusatzversicherung lohnen.

Besondere Überlegungen bei knapper Rente

Wer nur eine kleine Rente bezieht, sollte besonders kritisch rechnen. Eine Pflegeversicherung, die 100 Euro monatlich kostet, kann bei einer Rente von 1.200 Euro eine erhebliche Belastung darstellen. Hier ist oft der Pflege-Bahr die einzige realistische Option.

Bedenken Sie auch: Im Pflegefall haben Sie Anspruch auf Sozialhilfe, wenn Ihr Vermögen und Einkommen nicht reichen. Eine kleine private Pflegeversicherung ändert daran oft wenig, kann aber dazu führen, dass Sie jahrelang Beiträge zahlen, die Sie eigentlich nicht haben.

Alternative Strategien für Rentner

Manchmal ist es sinnvoller, das Geld nicht in eine Pflegeversicherung zu stecken, sondern anders vorzusorgen:

Geld ansparen: Legen Sie die 100 Euro, die eine Pflegeversicherung kosten würde, jeden Monat zur Seite. Nach zehn Jahren haben Sie 12.000 Euro plus Zinsen. Das kann mehr sein, als Sie je aus einer Pflegeversicherung bekommen hätten.

Immobilie pflegegerecht umbauen: Investieren Sie in einen barrierefreien Umbau Ihrer Wohnung. Das ermöglicht es, länger zu Hause zu bleiben und spart Heimkosten.

Pflegegeld clever nutzen: Informieren Sie sich über die aktuellen Pflegegrade und deren Leistungen. Manchmal lässt sich mit dem staatlichen Pflegegeld und etwas Eigenanteil eine gute Versorgung organisieren.

Die Familie einbeziehen

Sprechen Sie offen mit Ihren Kindern über das Thema Pflege. Vielleicht können Sie gemeinsam eine Lösung finden: Die Kinder zahlen einen Teil der Pflegeversicherung, dafür müssen sie im Ernstfall weniger Unterhalt zahlen.

Bedenken Sie auch: Kinder sind gesetzlich verpflichtet, für die Pflege ihrer Eltern aufzukommen, wenn sie dazu finanziell in der Lage sind. Eine Pflegeversicherung entlastet also auch Ihre Familie.

Praktische Tipps für die Antragstellung im Alter

Wenn Sie sich entschieden haben, eine Aufnahme in eine private Pflegeversicherung zu beantragen, sollten Sie strategisch vorgehen:

Den richtigen Zeitpunkt wählen: Stellen Sie den Antrag, wenn Sie gesundheitlich noch in einer guten Phase sind. Nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall ist es meist zu spät.

Gesundheitsfragen ehrlich beantworten: Falsche Angaben führen später zur Leistungsverweigerung. Aber: Sie müssen nur das angeben, was explizit gefragt wird.

Mehrere Versicherer gleichzeitig anfragen: Fragen Sie bei verschiedenen Versicherern an, bevor Sie sich entscheiden. Die Annahmekriterien unterscheiden sich teilweise erheblich.

Professionelle Hilfe nutzen: Ein spezialisierter Makler kennt die Annahmerichtlinien der verschiedenen Versicherer und kann gezielt den richtigen Anbieter vorschlagen.

Was tun bei Ablehnung der Pflegeversicherung?

Lassen Sie sich von einer Ablehnung nicht entmutigen. Oft hilft es, bei einem anderen Versicherer anzufragen oder die Leistungen zu reduzieren. Manchmal akzeptiert ein Versicherer einen Antrag mit Ausschlüssen, die für Sie verkraftbar sind.

Auch der Pflegegrad 2 bringt bereits erhebliche Leistungen mit sich, die eine Basis für die Pflegefinanzierung bilden können.

Kosten-Nutzen-Analyse: Was kostet eine Pflegeversicherung im Alter wirklich?

Die Beiträge für eine Pflegeversicherung ab 65 sind erheblich. Hier einige realistische Beispiele:

65-jährige Frau, Pflegetagegeld 50 Euro:

  • Ohne Vorerkrankungen: ca. 85-120 Euro monatlich
  • Mit Bluthochdruck: ca. 100-140 Euro monatlich
  • Mit Diabetes: ca. 120-180 Euro monatlich (wenn überhaupt angenommen)

70-jähriger Mann, Pflegetagegeld 30 Euro:

  • Ohne Vorerkrankungen: ca. 90-130 Euro monatlich
  • Mit Arthrose: ca. 110-150 Euro monatlich
  • Mit Herzproblemen: meist Ablehnung

Diese hohen Beiträge machen deutlich, warum viele Rentner auf eine Pflegeversicherung verzichten. Bei einer Lebenserwartung von noch 15 Jahren zahlt man schnell 20.000 Euro oder mehr ein – und bekommt möglicherweise nie etwas heraus.

Wann sich die Versicherung trotzdem lohnt

Trotz der hohen Kosten kann sich eine Pflegeversicherung lohnen, wenn:

  • Sie eine Familiengeschichte mit langen Pflegezeiten haben
  • Sie unbedingt zu Hause gepflegt werden möchten
  • Sie vermeiden wollen, dass Ihre Kinder finanziell belastet werden
  • Sie ein höheres Vermögen haben, das Sie schützen möchten

Spezialfall: Wenn der Partner bereits versichert ist

Ist Ihr Ehepartner bereits privat pflegeversichert, ergeben sich manchmal besondere Möglichkeiten. Einige Versicherer bieten Partnertarife an, bei denen der zweite Partner zu vergünstigten Konditionen aufgenommen wird.

Auch hier lohnt es sich, gezielt nachzufragen. Manchmal sind die Versicherer bei Bestandskunden kulanter als bei Neukunden.


FAQ: Häufige Fragen zur Pflegeversicherung im Rentenalter

1. Bis zu welchem Alter kann ich noch eine Pflegeversicherung abschließen?

Die meisten Versicherer haben eine Höchstgrenze zwischen 75 und 80 Jahren für den Neuabschluss. Einige wenige nehmen auch noch ältere Kunden auf, allerdings zu sehr hohen Beiträgen. Der Pflege-Bahr kann theoretisch bis ins hohe Alter abgeschlossen werden.

2. Was passiert, wenn ich nach Vertragsabschluss eine neue Krankheit bekomme?

Neue Krankheiten, die nach Vertragsabschluss auftreten, haben keinen Einfluss auf Ihren bestehenden Vertrag. Sie müssen weder gemeldet werden noch führen sie zu Beitragserhöhungen oder Leistungsausschlüssen.

3. Kann ich meine Pflegeversicherung vererben?

Nein, eine Pflegetagegeldversicherung kann nicht vererbt werden. Sie ist eine reine Risikoversicherung. Sterben Sie, ohne pflegebedürftig geworden zu sein, sind alle eingezahlten Beiträge weg. Es gibt allerdings Kombitarife mit Lebensversicherung, die eine Todesfallleistung beinhalten.

4. Lohnt sich eine Pflegeversicherung bei einer Lebenserwartung von nur noch wenigen Jahren?

Das kommt auf die individuelle Situation an. Bei einer sehr begrenzten Lebenserwartung ist meist der Pflege-Bahr die bessere Wahl, da hier keine Wartezeit bei Unfällen gilt. Eine normale Pflegeversicherung lohnt sich nur, wenn Sie davon ausgehen, noch mindestens zehn Jahre zu leben.

5. Kann ich meine bestehende Pflegeversicherung im Alter noch aufstocken?

Das ist meist schwierig bis unmöglich. Die meisten Versicherer behandeln eine Aufstockung wie einen Neuabschluss, inklusive neuer Gesundheitsprüfung. Wenn Sie über eine Erhöhung nachdenken, sollten Sie das möglichst früh tun. Informationen zur Kündigung von Pflegeversicherungen finden Sie in unserem entsprechenden Ratgeber.