Private Pflegeversicherung Leistungen | Pflegezusatzversicherung

Die private Pflegeversicherung gewinnt in Deutschland zunehmend an Bedeutung, da die gesetzliche Pflegeversicherung oft nicht ausreicht, um alle Pflegekosten zu decken. In diesem umfassenden Ratgeber erfahren Sie alles Wichtige über die Leistungen der privaten Pflegeversicherung, die verschiedenen Pflegegrade und die damit verbundenen Kosten.

Was ist die private Pflegeversicherung bzw. Pflegezusatzversicherung?

Die private Pflegeversicherung ist eine zusätzliche Versicherung, die als Ergänzung zur gesetzlichen Pflegeversicherung dient. Sie soll die Versorgungslücke schließen, die zwischen den tatsächlichen Pflegekosten und den Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung entsteht.

Unterschied zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung

Während die gesetzliche Pflegeversicherung nur eine Teilkaskoversicherung darstellt und lediglich einen Grundschutz bietet, kann die private Pflegeversicherung deutlich höhere Leistungen erbringen. Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt je nach Pflegegrad zwischen 316 und 2.005 Euro monatlich für häusliche Pflege.

Wichtiger Hinweis: Seit 2025 sind die Beitragssätze der gesetzlichen Pflegeversicherung gestiegen. Der allgemeine Beitragssatz beträgt nun 3,6 Prozent, für Kinderlose 4,2 Prozent.

Pflegegrade 1 bis 5 und ihre Bedeutung in der Pflegezusatzversicherung

Das deutsche Pflegesystem arbeitet mit fünf Pflegegraden, die den Grad der Pflegebedürftigkeit bestimmen. Diese Grade sind entscheidend für die Höhe der Leistungen sowohl in der gesetzlichen als auch in der Pflegezusatzversicherung.

Tabelle Übersicht der Pflegegrade

PflegegradBeschreibungPunktzahl
Pflegegrad 1Geringe Beeinträchtigung der Selbstständigkeit12,5 bis unter 27 Punkte
Pflegegrad 2Erhebliche Beeinträchtigung der Selbstständigkeit27 bis unter 47,5 Punkte
Pflegegrad 3Schwere Beeinträchtigung der Selbstständigkeit47,5 bis unter 70 Punkte
Pflegegrad 4Schwerste Beeinträchtigung der Selbstständigkeit70 bis unter 90 Punkte
Pflegegrad 5Schwerste Beeinträchtigung mit besonderen Anforderungen90 bis 100 Punkte

Leistungen der privaten Pflegeversicherung nach Pflegegraden

Die private Pflegeversicherung bietet verschiedene Leistungsarten, die je nach Tarif und Pflegegrad variieren. Die wichtigsten Leistungsformen sind Pflegegeld, Pflegesachleistungen und Kombinationsleistungen.

Tabelle Übersicht Pflegegeld bei häuslicher Pflege

Das Pflegegeld (Pflegegeld 2025 Tabelle) wird ausgezahlt, wenn Pflegebedürftige von Angehörigen oder anderen nicht professionellen Pflegekräften zu Hause gepflegt werden. Die gesetzliche Pflegeversicherung zahlt seit 2025 folgende Beträge:

PflegegradPflegegeld monatlich (2025)Mögliche private Zusatzleistung
Pflegegrad 10 Euro200 – 600 Euro
Pflegegrad 2332 Euro400 – 1.200 Euro
Pflegegrad 3573 Euro600 – 1.800 Euro
Pflegegrad 4765 Euro800 – 2.400 Euro
Pflegegrad 5947 Euro1.000 – 3.000 Euro

Tabelle Übersicht Pflegesachleistungen in der Pflegezusatzversicherung

Pflegesachleistungen werden erbracht, wenn professionelle Pflegedienste die Pflege übernehmen. Die Höchstbeträge für 2025 sind:

PflegegradPflegesachleistungen monatlich (2025)Private Zusatzleistung möglich
Pflegegrad 10 EuroBis 100% der Kosten
Pflegegrad 2761 EuroBis 100% der Kosten
Pflegegrad 31.432 EuroBis 100% der Kosten
Pflegegrad 41.778 EuroBis 100% der Kosten
Pflegegrad 52.200 EuroBis 100% der Kosten

Tabelle Übersicht Vollstationäre Pflege

Bei vollstationärer Pflege in einem Pflegeheim übernimmt die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teil der Kosten. Die private Pflegeversicherung kann hier besonders wertvoll sein:

PflegegradGesetzliche Leistung monatlich (2025)Durchschnittliche HeimkostenVersorgungslücke
Pflegegrad 2770 Euro3.500 – 4.500 Euro2.730 – 3.730 Euro
Pflegegrad 31.262 Euro3.500 – 4.500 Euro2.238 – 3.238 Euro
Pflegegrad 41.775 Euro3.500 – 4.500 Euro1.725 – 2.725 Euro
Pflegegrad 52.005 Euro3.500 – 4.500 Euro1.495 – 2.495 Euro

Arten der privaten Pflegeversicherung

Es gibt verschiedene Arten der privaten Pflegeversicherung, die jeweils unterschiedliche Leistungen und Beitragsstrukturen haben.

Pflegegeld-Versicherung

Die Pflegegeld-Versicherung zahlt einen festen monatlichen Betrag, der unabhängig von den tatsächlichen Pflegekosten ausgezahlt wird. Die Höhe richtet sich nach dem Pflegegrad und der vereinbarten Versicherungssumme.

Beispiel Pflegegeld-Versicherung:
Versicherungssumme: 1.500 Euro bei Pflegegrad 3
Monatlicher Beitrag: ca. 45 Euro (35-jähriger Versicherungsnehmer)
Leistung bei Pflegegrad 3: 1.500 Euro monatlich

Pflegekosten-Versicherung

Die Pflegekosten-Versicherung erstattet die tatsächlich entstandenen Pflegekosten bis zur vereinbarten Höchstsumme. Sie springt ein, wenn die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung nicht ausreichen.

Beispiel Pflegekosten-Versicherung:
Versicherungsschutz: 2.000 Euro monatlich
Monatlicher Beitrag: ca. 55 Euro (35-jähriger Versicherungsnehmer)
Erstattung: Differenz zwischen tatsächlichen Kosten und gesetzlichen Leistungen

Pflege-Bahr (staatlich geförderte Pflegeversicherung)

Der Pflege-Bahr ist eine staatlich geförderte private Pflegeversicherung. Der Staat zahlt jährlich 60 Euro Zuschuss, wenn der Versicherungsnehmer mindestens 120 Euro pro Jahr einzahlt.

Beitragsberechnung und Kostenfaktoren

Die Beiträge zur privaten Pflegeversicherung hängen von verschiedenen Faktoren ab, die bei der Beitragsberechnung berücksichtigt werden.

Einflussfaktoren auf den Beitrag

  • Eintrittsalter: Je jünger beim Vertragsabschluss, desto niedriger der Beitrag
  • Gesundheitszustand: Gesundheitsprüfung kann zu Risikoaufschlägen führen
  • Versicherungssumme: Höhere Leistungen bedeuten höhere Beiträge
  • Leistungsart: Pflegegeld ist günstiger als Pflegekosten-Versicherung
  • Wartezeit: Kürzere Wartezeiten erhöhen den Beitrag

Beispiel-Berechnungen der Beiträge nach Altersgruppen

Alter bei VertragsabschlussPflegegeld 1.000€ (PG 3)Pflegekosten 1.500€Pflege-Bahr
25 Jahre25 – 35 Euro35 – 45 Euro10 – 15 Euro
35 Jahre35 – 50 Euro45 – 65 Euro15 – 25 Euro
45 Jahre55 – 80 Euro75 – 110 Euro25 – 40 Euro
55 Jahre90 – 130 Euro120 – 180 Euro40 – 65 Euro

Zusätzliche Leistungen der privaten Pflegeversicherung

Neben den Grundleistungen bieten private Pflegeversicherungen oft zusätzliche Services und Leistungen an.

Präventionsleistungen

Viele private Pflegeversicherungen bieten Präventionsleistungen an, um das Risiko einer Pflegebedürftigkeit zu reduzieren. Dazu gehören:

  • Gesundheits-Check-ups
  • Kurse zur Sturzprävention
  • Ernährungsberatung
  • Gedächtnistraining
  • Bewegungsprogramme

Assistance-Leistungen

Assistance-Leistungen umfassen praktische Hilfen im Pflegefall:

  • 24-Stunden-Notrufservice
  • Vermittlung von Pflegediensten
  • Beratung bei der Pflegegradbeantragung
  • Unterstützung bei der Suche nach Pflegeheimen
  • Hilfe bei Behördengängen

Vertragsgestaltung und wichtige Klauseln

Bei der Auswahl einer privaten Pflegeversicherung sollten bestimmte Vertragsklauseln besonders beachtet werden.

Wartezeiten

Die meisten privaten Pflegeversicherungen haben Wartezeiten, während derer noch keine Leistungen gezahlt werden. Typische Wartezeiten sind:

  • Allgemeine Wartezeit: 3-5 Jahre
  • Keine Wartezeit bei Unfällen
  • Verkürzte Wartezeiten bei bestimmten Krankheiten

Dynamik und Beitragsentwicklung

Eine Beitragsdynamik sorgt dafür, dass die Versicherungsleistungen mit der Inflation Schritt halten. Wichtige Aspekte:

  • Jährliche Erhöhung um 3-5%
  • Widerspruchsrecht bei Dynamisierung
  • Aussetzung bei finanziellen Schwierigkeiten möglich

Steuerliche Behandlung

Die Beiträge zur privaten Pflegeversicherung können steuerlich geltend gemacht werden. Sie zählen zu den Vorsorgeaufwendungen und können als Sonderausgaben abgesetzt werden.

Höchstgrenzen für die steuerliche Absetzbarkeit

PersonengruppeHöchstgrenze pro JahrBemerkung
Arbeitnehmer1.900 EuroInklusive Kranken- und Pflegeversicherung
Selbstständige2.800 EuroInklusive Kranken- und Pflegeversicherung
Beamte1.900 EuroZusätzlich zur Beihilfe

Vergleich und Auswahl der richtigen Versicherung

Bei der Auswahl der passenden privaten Pflegeversicherung sollten verschiedene Kriterien berücksichtigt werden.

Wichtige Vergleichskriterien

  • Leistungshöhe: Welche Beträge werden in welchem Pflegegrad gezahlt?
  • Leistungsart: Pflegegeld, Pflegekosten oder Kombinationsleistungen?
  • Wartezeiten: Wie lang sind die Wartezeiten?
  • Gesundheitsprüfung: Wie umfangreich ist die Gesundheitsprüfung?
  • Beitragsentwicklung: Wie haben sich die Beiträge in der Vergangenheit entwickelt?
  • Finanzstärke: Wie stabil ist das Versicherungsunternehmen?

Praktische Tipps für den Vertragsabschluss

Tipp 1: Schließen Sie die Versicherung so früh wie möglich ab, um von niedrigen Beiträgen zu profitieren.

Tipp 2: Achten Sie auf eine ausreichende Versicherungssumme, die auch zukünftige Kostensteigerungen berücksichtigt.

Tipp 3: Prüfen Sie regelmäßig, ob Ihre Versicherung noch Ihren Bedürfnissen entspricht.

Rechenbeispiele für verschiedene Szenarien

Um die Bedeutung der privaten Pflegeversicherung zu verdeutlichen, betrachten wir verschiedene Beispielszenarien.

Szenario 1: Häusliche Pflege Pflegegrad 2

Ausgangssituation:
– Pflegegrad 2
– Häusliche Pflege durch Angehörige
– Pflegegeld der gesetzlichen Versicherung: 332 Euro
– Zusätzliche Kosten: 800 Euro monatlichOhne private Pflegeversicherung:
Eigenanteil: 800 Euro monatlich = 9.600 Euro jährlich

Mit privater Pflegeversicherung (800 Euro Pflegegeld):
Eigenanteil: 0 Euro
Monatlicher Beitrag: ca. 35 Euro
Jährliche Beiträge: 420 Euro
Ersparnis: 9.180 Euro jährlich

Szenario 2: Pflegeheim Pflegegrad 4

Ausgangssituation:

  • Pflegegrad 4
  • Vollstationäre Pflege
  • Gesamtkosten Pflegeheim: 4.200 Euro monatlich
  • Leistung gesetzliche Versicherung: 1.775 Euro
  • Eigenanteil ohne private Versicherung: 2.425 Euro

Mit privater Pflegeversicherung (2.500 Euro Pflegekosten):

  • Eigenanteil: 0 Euro (Überdeckung um 75 Euro)
  • Monatlicher Beitrag: ca. 85 Euro (bei Abschluss mit 35 Jahren)
  • Ersparnis: 2.340 Euro monatlich

Aktuelle Entwicklungen und Trends

Die private Pflegeversicherung unterliegt ständigen Veränderungen und Anpassungen. Für 2025 sind einige wichtige Entwicklungen zu beobachten.

Neue Leistungen und Produkte

Versicherungsunternehmen entwickeln kontinuierlich neue Produkte und Leistungen:

  • Hybridprodukte mit Rückzahlungsgarantie
  • Flexible Tarifstrukturen
  • Erweiterte Assistance-Leistungen
  • Digitale Gesundheitsservices
  • Präventionsbonus bei gesunder Lebensführung

Marktentwicklung und Nachfrage

Der Markt für private Pflegeversicherungen wächst stetig. Die Gründe sind vielfältig:

  • Demografischer Wandel und steigende Lebenserwartung
  • Wachsende Versorgungslücke in der gesetzlichen Pflegeversicherung
  • Steigende Pflegekosten
  • Erhöhtes Bewusstsein für Pflegerisiken
  • Verbesserte Aufklärung über Pflegebedürftigkeit

Häufig gestellte Fragen (FAQ) Pflegezusatzversicherung Leistungen

1. Wann lohnt sich eine private Pflegeversicherung?

Eine private Pflegeversicherung lohnt sich für fast jeden, da die gesetzliche Pflegeversicherung nur einen Teilschutz bietet. Besonders sinnvoll ist sie für Personen, die keine ausreichenden Rücklagen für den Pflegefall haben oder ihre Angehörigen nicht finanziell belasten möchten. Je früher der Abschluss, desto günstiger sind die Beiträge.

2. Welche Leistungen sind bei Pflegegrad 1 verfügbar?

Bei Pflegegrad 1 zahlt die gesetzliche Pflegeversicherung kein Pflegegeld und keine Pflegesachleistungen. Lediglich 125 Euro monatlich für Betreuungsleistungen sind verfügbar. Private Pflegeversicherungen können hier mit 200 bis 600 Euro monatlich eine wichtige Ergänzung darstellen.

3. Kann ich auch mit Vorerkrankungen eine private Pflegeversicherung abschließen?

Ja, grundsätzlich ist das möglich, aber es können Risikoaufschläge oder Leistungsausschlüsse vereinbart werden. Bei schweren Vorerkrankungen kann die Annahme auch verweigert werden. Der Pflege-Bahr ist hier eine Alternative, da er keine Gesundheitsprüfung vorsieht.

4. Wie hoch sollte die Versicherungssumme gewählt werden?

Die Versicherungssumme sollte die Versorgungslücke schließen. Als Faustregel gilt: Bei häuslicher Pflege sollten 1.000 bis 1.500 Euro pro Pflegegrad versichert werden, bei stationärer Pflege 2.000 bis