Pflegeversicherung für Studenten: Pflicht, Kosten und ob wann eine Pflegezusatzversicherung lohnt
Pflegebedürftigkeit trifft nicht nur Seniorinnen und Senioren. Auch junge Menschen wie Studenten können nach einem Unfall oder einer schweren Erkrankung plötzlich auf dauerhafte Unterstützung angewiesen sein. Gleichzeitig ist die soziale Pflegeversicherung für Studierende genauso verpflichtend wie die Krankenversicherung – oft schon bei der Einschreibung bzw. Immatrikulation.
In diesem Beitrag erfahren Sie:
- welche Pflichten Sie als Studierende haben,
- wie hoch die aktuellen Beiträge sind,
- welche Sonderregeln für Familien- und Auslandssemester gelten,
- warum eine Pflegezusatzversicherung für Studenten trotz knapper Kasse sinnvoll sein kann,
- welche Zuschüsse es über BAföG gibt und
- wie Sie den passenden Tarif finden.
Gesetzliche Grundlagen der Pflegeversicherung für Studenten
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Was bedeutet „versicherungspflichtig“ bei Studenten?
Sobald Sie an einer deutschen Uni oder Hochschule immatrikuliert sind, unterliegen Sie der Krankenversicherungspflicht für Studenten. Die Pflegeversicherung „folgt“ der Krankenversicherung.
- Das heißt: Wer in einer gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, zahlt automatisch den Beitrag zur sozialen Pflegeversicherung.
Ausnahme: Sie stellen innerhalb von drei Monaten nach Studienbeginn einen Befreiungsantrag und wechseln zu einer privaten Krankenversicherung. Dann müssen Sie für die Pflege ebenfalls eine private Pflegepflichtversicherung wählen – die Beiträge unterscheiden sich aber kaum von denen in der GKV.
Familienversichert in der Pflege – bis wann geht das?
- Studierende können bis zum 25. Geburtstag beitragsfrei über ein gesetzlich versichertes Elternteil familienversichert bleiben.
- Ein freiwilliges soziales Jahr (FSJ/FÖJ) verlängert die Frist, ein Au-pair-Aufenthalt oder Work & Travel nicht.
- Ab dem Folgemonat nach dem 25. Geburtstag – beziehungsweise schon ab Studienstart, wenn keine Familienversicherung möglich ist – gilt die studentische Pflichtversicherung.
Beitragssätze 2025 – wer zahlt wie viel?
Die Beiträge sind bundesweit einheitlich. Entscheidend sind Alter und Kinderzahl.
Status | Beitragssatz | Monatsbeitrag (2025) |
---|---|---|
Unter 23 J. oder mit mind. 1 Kind | 3,6 % | 30,78 € |
Ab 23 J. ohne Kind | 4,2 % (inkl. Kinderlosenzuschlag) | 35,91 € |
Über 30 J. (Studium verlängert) | wie oben, zusätzlich Regelung der freiwilligen Versicherung | ≈ 35,91 € (kann steigen) |
Quelle für Beitragssätze: § 55 SGB XI, GKV-Spitzenverband; Beispielwerte verschiedener Krankenkassen.
Tipp: Wer bereits eigene Kinder hat, zahlt weiterhin den niedrigeren Beitrag – unabhängig vom Alter (Pflegeversicherung mit Kind).
Kranken- und Pflegebeitrag ab 30
Solange Sie in Vollzeit studieren, bleiben Sie grundsätzlich bis zum Ende des 14. Fachsemesters oder längstens bis zum 30. Geburtstag in der studentischen Versicherung. Überschreiten Sie diese Grenze – etwa im Zweitstudium – werden Sie als freiwilliges Mitglied eingestuft. Dann steigt der Beitragsanteil für die Krankenversicherung spürbar; der Pflegebeitrag bleibt wie oben.
BAföG-Zuschuss zur Kranken- und Pflegeversicherung
Erhalten Sie BAföG, kann Ihr Förderbetrag um einen ergänzenden Zuschuss steigen, wenn Sie nicht mehr familienversichert sind.
- 122 € monatlich für die Kranken- und Pflegeversicherung zusammen (25 – 30 J.).
- 205 € ab dem 31. Lebensjahr oder bei freiwilliger Versicherung.
Der Zuschuss deckt den Pflegebeitrag meist vollständig ab; den restlichen Betrag können Sie für den Krankenkassenbeitrag einsetzen.
Private Pflegezusatzversicherung für Studenten – lohnt sich das?
Warum früh abschließen?
- Extrem günstige Beiträge: Viele Tarife starten bereits ab 5 € im Monat.
- Gesundheitszustand: Studierende sind im Regelfall gesund, sodass Risikozuschläge oder Leistungsausschlüsse selten sind.
- Einmal Annahme – lebenslanger Schutz: Ist der Vertrag erst einmal geschlossen, bleibt der Gesundheitszustand später irrelevant.
- Kapitaldeckungsverfahren: In jungen Jahren bilden Sie einen großen Teil Ihrer Altersrückstellungen früh – das dämpft Beitragsanpassungen später.
Typische Leistungslücken der gesetzlichen Pflegeversicherung
Pflegegrad | Gesetzliche Sach- oder Geldleistung | Ø tatsächlicher Pflegeaufwand* | Deckungslücke |
---|---|---|---|
2 | 761 € Pflegegeld | 1 600 € | 839 € |
3 | 1 363 € Sachleistung | 2 400 € | 1 037 € |
4 | 1 693 € Sachleistung | 3 000 € | 1 307 € |
*Durchschnittliche monatliche Heim- bzw. Pflegedienstkosten in Deutschland (ohne Investitionskosten).
Ergebnis: Ohne private Vorsorge müssen Eltern einspringen – oder Sie greifen auf Ihr Erspartes zurück.
Unfallrisiko im Studium
Auch wenn das Durchschnittsalter junger Pflegebedürftiger gering ist: Verkehrs- und Sportunfälle sind die häufigste Ursache. Eine Querschnittlähmung nach Mountainbike-Sturz kann lebenslange Pflege nach sich ziehen – und das schon mit 22 Jahren. Private Tarife leisten hier unabhängig vom Alter.
Leistungsarten in der Pflegezusatzversicherung
Tarifart | Funktionsweise | Besonderheiten für Studenten |
---|---|---|
Pflege-Tagegeld | Fester Tagessatz (z. B. 50 €) pro Pflegetag, frei verfügbar | flexibel, günstig, auch fürs Ausland geeignet |
Pflegerente | Monatliche Rente (z. B. 1 000 €) bis Lebensende | teurer, aber kapitalgedeckt, teilweise Beitragsbefreiung bei Pflege |
Pflege-Bahr (gefördert) | Staatlicher Zuschuss 5 €/Monat, Mindestbeitrag 10 € | ohne Gesundheitsfragen, aber schwache Leistungen |
Pflegekosten-Tarif | Erstattung tatsächlicher Kosten bis 100 % | kaum noch angeboten, hohe Bürokratie |
Tarifauswahl – worauf sollten Sie achten?
Wichtige Kriterien (Checkliste)
- Leistung in allen Pflegegraden, mindestens 30 % des vereinbarten Tagessatzes ab Pflegegrad 2.
- Dynamik: Leistungs- und Beitragsanpassung ohne neue Gesundheitsprüfung.
- Einmalzahlung bei Pflegegrad 5 zur Anschubfinanzierung (Wohnungsumbau, Pflegebett).
- Beitragsbefreiung, sobald der Pflegefall eintritt.
- Weltweiter Versicherungsschutz, falls Sie ein Auslandssemester planen.
- Nachversicherungsgarantie bei Heirat oder Geburt eines Kindes.
Tarifvergleich – Beispiel
Tarif | Leistung Pflegegrad 5 | Monatsbeitrag (20 J.) | Beitragsbefreiung | Dynamik |
---|---|---|---|---|
PflegeMax 50 | 1 500 € monatlich | 7,90 € | ja | 5 %/5 J. |
CampusCare TG | 75 €/Tag (≙ 2 250 €) | 5,60 € | ja | 10 %/3 J. |
StartBahr | 600 € | 15,00 € (10 € Beitrag – 5 € Förderung) | nein | keine |
(Musterwerte verschiedener Anbieter; Stand: Juli 2025)
Private Pflegeversicherung für Studenten im Test – welche Tarife sind für Studierende am besten?
Stiftung Warentest (Finanztest), DFSI, Franke & Bornberg sowie Morgen & Morgen prüfen regelmäßig Pflegetagegeld- und Pflegerententarife. Für den folgenden Überblick haben wir ausschließlich Tarife gewählt, die in den beiden jüngsten Testzyklen (2023 – 2025) mindestens die Note „Gut“ bzw. vier Sterne erhielten und in ihren Musterrechnungen für junge Kund*innen mit sehr niedrigen Einstiegsbeiträgen werben. So stellen Sie sicher, dass Preis-Leistung schon im Studium passt.
Testergebnisse im Kurzvergleich
Anbieter / Tarif | Ratingagentur & Note* | Beispielbeitrag (20 J., 1 000 € mtl. Leistung in PG 5) | Stärken aus Studierendenperspektive |
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Allianz – PflegetagegeldBest (PZTB03) | DFSI 1,19 „Hervorragend“ | ab ≈ 9–12 €/Monat (20 €/Tag bei 35-J.: 15,68 €) | weltweiter Schutz, Leistung ab PG 1, 10 % Dynamik alle 3 J. |
DKV – PTG | DFSI 1,25 „Sehr gut“ | 5,91 €/Monat | sehr günstiger Einstieg, alle 3 J. automatische Leistungserhöhung (+5 €/Tag) ohne neue Gesundheitsprüfung |
HanseMerkur – PA (PGA / PGS) | Stiftung Warentest 1,3 „Sehr gut“ | 7,25 €/Monat (50 €/Tag) | keine Wartezeit, Beitragsfreiheit ab PG 3, flexible Nachversicherung |
Württembergische – PTPU | Stiftung Warentest 1,2 „Sehr gut“ | n. v. (Stud.-Aktionstarif ab ≈ 8 €) | 100 % Leistung stationär ab PG 2, hohe Beitragsstabilität laut Unternehmensangaben |
R+V – PflegeVorsorge comfort | Finanztest-Sonderwertung „Exzellent“ | n. v. (ca. 10 – 13 €/Monat bei 1 000 € Pflegetagegeld) | Beitragsfreiheit ab PG 4, 70 % Leistung schon in PG 3, dynamische Erhöhung alle 3 J. |
DFV – Pflegezusatzversicherung (PZV) | Stiftung Warentest 1,5 „Sehr gut“ | ab ≈ 6 €/Monat | Online-only-Abschluss, tägliches Kündigungsrecht, Assistance-Leistungen enthalten |
Alle Monatsbeiträge sind Richtwerte: Kalkulationsgrundlage 20-jährig, gesund, 1 000 € Monatsleistung in Pflegegrad 5, Zahlweise monatlich, ohne Studenten-Sonderrabatte.
Was bedeuten die Ratings und Bewertungen?
- Stiftung Warentest/Finanztest bewertet v. a. Vertragsbedingungen (Leistungshöhe, Dynamiken, Karenzzeiten) und Beitragsniveau in zwei Musterkundengruppen (45 / 55 Jahre). Tarife mit Note ≤ 1,5 erhalten das Prädikat „Sehr gut“.
- DFSI führt ein Punktesystem (1,0 = „exzellent“ bis 5,0 = „schwach“). Entscheidende Kriterien sind Preis-Leistungs-Quote, Bedingungsqualität und Finanzkraft des Versicherers.
- Franke & Bornberg nutzt Sterne (F–FFF+/5). Vier und fünf Sterne gelten als „hervorragend“.
- Morgen & Morgen fokussiert reine Bedingungsanalyse (bis zu 5 Sterne).
Merke: Ein Tarif, der bei mehreren Agenturen vorn liegt, bietet meist solide Vertragsbedingungen und hohe finanzielle Stabilität.
Wichtige Erkenntnisse für Sie als Studierende:r
- Extrem niedrige Einstiegsbeiträge: Kein getesteter Top-Tarif kostet im Studienalter mehr als eine Streaming-Flatrate. Die Prämien liegen – abhängig von Leistung und Dynamik – zwischen 5 € und 12 € monatlich.
- Dynamik ohne Gesundheitsprüfung ist ein Muss: Tarife von Allianz, DKV, R+V und HanseMerkur erhöhen das Tagegeld alle drei bis fünf Jahre automatisch. So wächst der Schutz mit steigenden Kosten.
- Beitragsfreiheit im Leistungsfall spart im Ernstfall hunderte Euro im Jahr. Das bieten u. a. HanseMerkur (ab PG 3) und R+V (ab PG 4).
- Wartezeiten? Bei allen hier gelisteten Tarifen entweder gar nicht vorhanden oder nur wenige Monate – wichtig für das Unfallrisiko.
- Studenten-Aktionstarife: Mehrere Versicherer senken den Beitrag bis Studienende zusätzlich um 5–15 %. Fragen Sie aktiv danach.
Entscheidungshilfe in drei Schritten
- Tarifart wählen: Für Studierende reicht fast immer ein Pflege-Tagegeld. Es ist flexibel und preiswert. (Pflegetagegeldversicherung)
- Mindestleistung festlegen: Kalkulieren Sie mindestens 1 000 € in PG 5. Das schließt die größte Lücke zur gesetzlichen Pflegeversicherung bei häuslicher Pflege.
- Top-3 Angebote einholen: Nutzen Sie einen Makler oder einen Neutralvergleich, um detaillierte Angebotsblätter (inkl. Studenten-Rabatt) anzufordern.
Praxis-Tipp: DKV PTG und HanseMerkur PA gelten als „Einsteiger-Lieblinge“. Beide lassen sich unkompliziert online abschließen und bieten für unter 8 € bereits 1 000 € Monatsleistung.
Mit diesen Informationen können Sie zielgerichtet auswählen, statt blind einen „Testsieger“ zu kaufen. Wichtig ist, dass der Tarif zu Ihrem Budget und Ihrer späteren Lebensplanung passt. Sobald Sie Ihr Studium beenden oder sich Ihr Einkommen ändert, sollten Sie den Vertrag anpassen und das Tagegeld erhöhen.
Praktische Schritte zum Abschluss – so gehen Sie vor
- Gesundheitsfragen vorbereiten: Impfpass, frühere Arzt- oder Klinikberichte bereitlegen.
- Vergleichsrechner nutzen (z. B. neutraler Makler, Verbraucherzentrale).
- Drei Favoriten anfordern: Tarif- und Bedingungswerke prüfen.
- Auf Studenten-Sondertarife achten: Viele Gesellschaften bieten Rabatte bis Studienende.
- Antrag stellen – digital oder mit Berater.
- Policenprüfung: Kontrollieren Sie Annahmebestätigung, Beitragshöhe und Laufzeit.
Häufige Sonderfälle
Pflegeversicherung im Auslandssemester
Solange Sie an einer deutschen Hochschule eingeschrieben bleiben, läuft Ihre studentische Pflichtversicherung weiter. Kehren Sie länger als sechs Monate zurück, kann sich der Beitrag ändern; eine private Pflegezusatzversicherung mit weltweitem Schutz ist daher sinnvoll.
Studium dual oder nebenberuflich
Bei dualen Studiengängen gilt oft bereits die reguläre Arbeitnehmer-Pflegeversicherung, weil ein echtes Beschäftigungsverhältnis besteht. Der Beitrag richtet sich dann nach Ihrem Azubi-Gehalt statt nach dem studentischen Pauschalbetrag.
Zusammenfassung & Handlungsempfehlung für Pflegeversicherung für Studenten
- Pflicht: Ohne Nachweis über die Pflegeversicherung ist keine Einschreibung möglich.
- Kosten: 30,78 € oder 35,91 € monatlich sind fix – unabhängig von der Krankenkasse.
- BAföG: Wer nicht familienversichert ist, erhält bis zu 137 € Zuschuss für KV + PV.
- Lücke: Die gesetzliche Pflegeversicherung deckt nur einen Teil der realen Pflegekosten.
- Chance: Je früher Sie eine zusätzliche private Pflegeversicherung abschließen, desto niedriger bleibt der Beitrag – oft lebenslang.
Empfehlung: Prüfen Sie spätestens ab dem 23. Geburtstag, ob ein Pflege-Tagegeld-Tarif ab 1 000 €/Monat in Pflegegrad 5 zu Ihrem Budget passt. Bereits 6 € monatlich können später fünfstellige Eigenanteile reduzieren.
FAQ zu Pflegeversicherung für Studenten
1. Ist die Pflegeversicherung für Studenten wirklich verpflichtend?
Ja. Ohne Versicherungsschutz – gesetzlich oder privat – wird keine Hochschule Ihre Immatrikulation abschließen.
2. Wie lange kann ich beitragsfrei über meine Eltern versichert bleiben?
Bis zum Ende des Monats, in dem Sie 25 Jahre alt werden, sofern ein Elternteil gesetzlich versichert ist.
3. Bekomme ich als BAföG-Empfänger einen Zuschuss zum Pflegebeitrag?
Ja. Der Zuschlag beträgt aktuell bis zu 137 € monatlich für Kranken- und Pflegeversicherung zusammen.
4. Lohnt sich der staatlich geförderte Pflege-Bahr-Tarif für Studenten?
Er ist ohne Gesundheitsfragen interessant, bietet aber geringere Leistungen. Kombinieren Sie ihn gegebenenfalls mit einem leistungsstarken Tagegeldtarif.
5. Was passiert, wenn ich im Ausland studiere?
Die deutsche Pflichtversicherung bleibt bestehen, solange Ihre Einschreibung unverändert bleibt. Achten Sie zusätzlich auf weltweiten Schutz in Ihrer Zusatzversicherung.